Antwort auf Trockenheit: Firma verkauft grüne Rasen-Farbe aus der Sprühflasche - n-tv.de

2023-01-05 17:21:39 By : Mr. Zhongbin Shen

Gärten und Parks sind oft braun und gelb vor lauter verdorrten Halmen und der durchscheinenden Erde.

(Foto: imago images/Thomas Eisenhuth)

Viele Rasenflächen sind diesen Sommer eher braun als grün. Eine Firma aus dem Südwesten hat dagegen ein kurioses Gegenmittel entwickelt: ein kräftiges Grün aus der Sprühflaschen. Die Idee, Rasen anzumalen, kommt aus den USA und schwappt mit zunehmender Trockenheit auch nach Deutschland.

Gras ist grün. So weit, so klar. In diesem Sommer allerdings stimmt das immer seltener. Gärten und Parks sind oft braun und gelb vor lauter verdorrten Halmen und der durchscheinenden Erde. Man könnte nun sagen: So wirkt sich eben der Klimawandel aus. Oder man sagt: Schön ist das nicht. Dafür hat die Firma Rilit aus Endingen am Kaiserstuhl immerhin eine Lösung: Der Farbhersteller verkauft nämlich eine spezielle Farbe, mit der man seinen Rasen in kräftigem Grün anmalen kann.

"Bisher ist das Produkt in Deutschland noch nicht so breit bekannt", sagt Vertriebsleiter Thomas Urbanczyk Capital. Doch das ändere sich - zumindest suggerieren das die steigenden Verkaufszahlen. Trotz eines Brands in der Produktion Anfang des Jahres sei der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen, so Urbanczyk - und der Trend halte an. Immerhin werde es ausgetrocknete und damit unschöne Rasenflächen in Zukunft mit Sicherheit weiterhin geben. Das Geschäft mit der Farbe für Rasen- und Blumenpflanzen macht für das Unternehmen allerdings nur drei bis fünf Prozent des Gesamtgeschäfts aus.

Angefangen hat Rilit damit, Blumen mit speziellen Lacken einzufärben - so werden zum Beispiel Heidekrautfelder "angemalt". Darüber gab sich vor rund 20 Jahren überhaupt erst die Idee, auch für ausgetrockneten Rasen Farbe zu produzieren. In Endingen bei Freiburg kam nämlich eine Anfrage aus Frankreich an. Ein Golfplatzbetreiber erinnerte sich an den pflanzenfreundlichen und abbaubaren Blumenlack und dachte, das müsse doch auch mit Rasen möglich sein. "Somit wurde die Entwicklung von Greengraswater auf der gleichen Basis forciert", erzählt Urbanczyk. Ein Mitarbeiter nahm sich die Entwicklung vor. Die genaue Zusammensetzung der Farbe ist Betriebsgeheimnis. Den Pflanzen soll sie jedenfalls nicht schaden.

Greengraswater, so heißt die Rasenfarbe. Im Onlineshop gibt es die Farbe in Ein-Liter-Sprühflaschen zu kaufen, zum Nachfüllen bietet der Farbhersteller Kanister mit bis zu zehn Litern Füllmenge an. 100 Tonnen Pflanzenfarbe verkauft das Unternehmen jährlich. Bevor man die Farbe aufträgt, sollte man alle umliegenden Gehwege abdecken und den Rasen mähen. Dann kann man sprühen. "Das können Sie auch selbst machen", sagt Urbanczyk. Drei Monate hält die Farbe laut Hersteller, dann muss nachgesprüht werden.

Die Farben verkaufen die Endingener zum Großteil über Zwischenhändler, zum Beispiel in Gartencentern. Wer das Produkt letztlich kauft? Klar ist, die Kunden legten "Wert auf einen schönen Rasen", so Urbanczyk, es gehe ihnen um Repräsentation. "Die Farbe imitiert einen grünen Rasen, den Sie eigentlich gar nicht haben." Man könne durchaus sagen, dass sie die Auswirkungen des Klimawandels verdrängen wollten, sagt der Vertriebsleiter.

Die Idee, Rasen anzumalen, kommt aus den USA, genauer aus trockenheitserprobten Regionen wie Kalifornien. Von dort fand der Trend über Südeuropa auch nach Deutschland, wo Trockenheit und Wasserknappheit zunehmend zum Thema werden. Seit einigen Jahren verbieten Gemeinden immer wieder, private Gärten zu bewässern. Im Hochsommer wäre das bis zu dreimal in der Woche nötig, um den Rasen sattgrün zu halten.

Thomas Urbanczyk skizziert drei Alternativen: "Entweder, Sie lassen den Rasen gelb und verdorrt, oder Sie besprühen ihn alle drei Monate mit unserer Farbe, oder Sie bewässern ihn mit sehr viel Wasser, das unter Umständen an anderer Stelle fehlt".

Wer dieser Tage durch Parks läuft, wird zum Beispiel feststellen, dass sich die Städte und Kommunen vielerorts für die erste Option entschieden haben. Die meisten Parks sind in ein verdorrtes gelb getaucht. Der Farbanbieter nimmt sich für die geplante Ausweitung des Geschäfts entsprechend zunehmend Gemeinden vor, um sie von den Möglichkeiten ihrer grünen Farbe zu überzeugen. Den Klimawandel stoppt man so nicht. Aber der Rasen wäre wieder gewohnt grün.

Der Artikel erschien zuerst bei Capital.de.